Feierliche Aufnahme in die Schulgemeinde: Erstklässler werden Teil der Schulfamilie

Mit Spannung haben wir die Einschulung der Erstklässler erwartet. Es ist für uns komisch von Erstklässlern zu sprechen, wenn es um die 11. Klasse der Oberstufe geht, aber hier am Liceum in Grodzisk W. beginnen die Oberstufenschüler noch einmal mit der ersten Klasse. Zu Beginn eines Schuljahres werden sie mit verschieden Ritualen Teil der Schulfamilie.  Man könnte meinen, dass "Familie" ein sehr emotionales oder überzogenes Wort für die Zeit in der Schule ist. Aber hier in Grodzisk W. ist das in keinem Falle so. Hier liegt das gemeinsame Ziel von Schulleitung, Lehrern und Schülern darin, tatsächlich eine "Schulfamilie" zu werden. Damit dies möglich wird, gibt es eine Reihe von gemeinschaftsstiftenden Ritualen, die auch in der Einschulungszeremonie gelebt wurden: der feierliche Fahneneinzug auf dem Schulhof, das gemeinsame Singen der Schulhymne, das gemeinsame Tanzen des Schultanzes oder das gemeinsame Pflanzen eines Baumes der jeweiligen Erstklässler, der gemeinsam gehegt und gepflegt werden soll oder das Schminken der Erstklässler als Katzen, wenn sie nicht genügend Süßigkeiten dabei haben.

Am Abend trafen bei der Einschulungsparty im "Sportzentrum" der Stadt (ein Freizeitgelände mit Tippi, Lagerfeuerstelle und Schießstand) altehrwürdige Tradition und ausgelassene Stimmung und Lockerheit aufeinander. Zunächst hatte jede erste Klasse eine Märchenparodie einstudiert, die von einer Jury zum Abschluss bewertet und der erste Platz verliehen wurde. Dann folgten witzige Wettbewerbe unter den ersten Klassen (wie Wettessen oder das Eierbewerfen der Klassenlehrer), viel Musik, Feierstimmung und vor allem ausgelassenes Tanzen. Dabei wurde nicht nur im Freistil getanzt, sonder für die Schüler war es das normalste der Welt, Standarttänze zur polnischen Popmusik oder auch zu Andreas Gabeliers "Hulapalu" oder Modern Talkings "Cheri, Cheri Lady" zu tanzen. Natürlich durfte der Schultanz nicht fehlen, wo auch alle deutschen Schüler mittanzten.

 

Für uns als Gäste des Abends gab es dann noch ein ganz besonderes Highlight. Alle Austauschschüler und auch die Lehrkräfte durften sich am Schießstand der Stadt auf dem Gelände am Gewehr erproben. Einige sehr erfolgreiche Sportschützen Polens kommen aus Grodzisk W. und so ist Schießen hier in der Region eine ganz selbstverständliche Freizeitbeschäftigung. Für uns war das Schießen sehr ungewohnt und aufregend. Einige haben sich bereits beim ersten Mal als zielsichere Schützen erwiesen und trafens direkt "ins Schwarze".

 

Wir sind sehr beeindruckt von den Ritualen als Einführung in die Schulfamilie. Das Zugehörigkeitsgefühl und die hohe Identifikation mit der Schule spürt man bei jeder Gelegenheit. Dies zeigt sich auch in den Reaktionen unserer Schüler:

 

Milena Manderbach:
"Die Einschulungsfeier, die wir mit den Schülern feiern durften, war sehr anders, als Einschulungen in Deutschland. Trotzdem war es total cool, es miterleben zu dürfen, denn wir haben unter anderem den traditionellen polnischen Tanz der Schule gelernt und ihn auch am Vormittag und am Abend zusammen mit allen polnischen Schülern getanzt. Die Stimmung war prima, alle waren super drauf, haben getanzt und gelacht. Alle waren sehr offen und man hat schnell neue Kontakte knüpfen können. Ich finde, so etwas sollte es auch an deutschen Schulen geben!"

Magdalena Hild:
"Der gestrige Abend hat mir wirklich sehr gut gefallen. Es war sehr interessant, polnische Jugendliche beim Feiern zu erleben und vor allem daran teilzunehmen. "Disco Pol" macht echt viel Spaß und unterscheidet sich gar nicht so sehr von deutschen Parties. Allerdings merkt man, dass die polnischen Schüler sich sehr mit ihrer Schule und ihren Traditionen identifizieren. Wie z.B. bei Belgijka, ein polnischer Tanz der mit allen Schülern zusammen getanzt wird und nicht nur bei schulischen Veranstaltungen wie z.B. bei der Einschulung vorgeführt wird, sondern auch bei Parties getanzt wird. Hinzu kommt, dass die fremde Sprache das Ganze zusätzlich unglaublich interessant und sehr witzig macht."

Kilian Remmert:
"Die Einschulung der Erstklässler war sehr beeindruckend. Es fing damit an, dass die polnische Flagge auf den Schulhof getragen wurde. Das hat mich sehr erstaunt, da man, wenn man so etwas in Deutschland machen würde, von vielen vielleicht direkt als Nazi abgestempelt werden würde. Dass die Schulleiterin einen sehr langen Monolog hielt, hat mich dann beruhigt. Das kennt man auch von Zuhause. Was mich jedoch erstaunt hat, war, dass danach alle Schüler den gemeinsamen  Schultanz getanzt haben und als uns gesagt wurde, dass wir mitmachen sollten, war ich erst sehr erschrocken, aber dann hat es doch Spaß gemacht.
Generell lässt sich sagen, dass in Polen ein hohes Nationalbewusstsein vorhanden ist, dass die Schüler froh sind auf die Schule zu gehen und, dass man dort viel offener ist."

 

Paulina Panchyrz:

"Bei der Einschulungsfeier war es für mich sehr interessant zu sehen, wie sich die Bräuche von Land zu Land ändern. Besonders der ausgeprägte Nationalstolz der Zeremonie, welche in Form von polnischen Flaggen und der Nationalhymne zum Ausdruck gebracht wurde, war mir unbekannt. Ebenfalls der traditionelle Tanz, Belgijka, war eine neue, aber auch gute Erfahrung, da jeder fröhlich mittanzte und ich die Stimmung generell als sehr angenehm empfand."

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